Rückblick: Gründungsversammlung

10. September 2008

Wunderbares Herbstwetter und die Weitsicht, die der Berner Hausberg Gurten bietet, bildeten am 10. September 2008 die Kulisse für die stimmungsvolle erste Mitgliederversammlung der Sportwissenschaftlichen Gesellschaft der Schweiz (SGS), die von über 50 Mitgliedern und Sympathisanten besucht wurde. Erfreulicherweise waren, neben manchem "grand old man" und Mentor, auch jüngere Wissenschafter beiderlei Geschlechts besonders gut vertreten.

Die Würze von Meetings dieser Art liegt stets in einer geistreichen, humorvollen Moderation: Walter Mengisen, Rektor der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen, war für sie besorgt und vermochte Stimmung wie Interesse bis zum Schluss auf höchstem Niveau zu halten.

Wie alles ist auch die SGS nicht "e vacuo", aus dem Nichts entstanden, sondern hat eine recht bewegte Vorgeschichte: Lutz Eichenberger, Sporthistoriker aus Basel wies nach, dass die Anfänge einer sportwissenschaftlichen Gesellschaft ins Jahr 1984 zurückgehen, und er gab seiner zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, dass die in den vergangenen 24 Jahren gemachten Erfahrungen – sauber protokolliert in einem gelben Ordner – für das gute Gedeihen der SGS nützlich sein werden.

"Die Chance der späten Geburt": Achim Conzelmann, Vizepräsident SGS und Direktor des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Bern, plausibilisierte, auf der Entwicklung der deutschen Sportwissenschaft in den vergangenen 40 (!) Jahren basierend, die aktuellen Chancen und Möglichkeiten der SGS:

  • Interdisziplinarität als Stärke
  • Wissenschaftlichkeit und Anwendungsorientiertheit sind keine Gegensätze
  • Definition eines gemeinsamen Kerns aller sportwissenschaftlichen Studiengänge an Schweizer Hochschulen

Wissenschaft ist per Definition international: Fabien Ohl, Vizepräsident SGS und Direktor des Institut des sciences du sport et de l'éducation physique, Université Lausanne, typisierte, im Quervergleich mit ähnlichen Gesellschaften aus dem frankophonen wie dem angelsächsischen Raum, die SGS derzeit als "Société nationale spécialisée en science du sport pluridisciplinaire", der es aufgrund einer systematischen Nutzung nationaler Hochschul-Synergien bald gelingen sollte, auch international an Profil zu gewinnen.

Praxisbezug als Themen-Generator: Kurt Murer, Vorstandsmitglied SGS und Direktor des Institutes für Bewegungswissenschaften und Sport, ETH Zürich, illustrierte am Beispiel der 1968 von einem begnadeten Athleten erfundenen Hochsprungtechnik, des Fosbury Flops, wie nicht selten virtuose Sportpraxis der wissenschaftlichen Analyse und Theorie einen Schritt voraus ist, und hier die Biomechanik die Genialität dieser neuen, heute ausnahmslos gesprungenen Technik erst a posteriori objektivieren konnte. So fungiert in der Sportwissenschaft der Erfahrungsschatz der Praxis als steter Motor für empirisch-systematische Forschungsansätze.

Der erste Präsident der SGS, Bernard Marti, Prorektor der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen, versicherte – mit Blick auf den geschenkten Höhenmesser – namens des Vorstandes und der aktuell bereits 55 SGS-Mitglieder, dass die neue Gesellschaft in keiner Weise "elitär abheben", sondern die Praxisnähe und Anwendungsorientiertheit stets behalten wolle. Nur so könne die SGS ihre "Gesellschaftsnützlichkeit" unter Beweis stellen und damit auch Akzeptanz ausserhalb der sportwissenschaftlichen Peergroup finden.

Die Synthese von gereifter Erfahrung und jugendlichem Elan ist vielversprechend: Heinz Keller, Alt-Direktor BASPO (links) und Christoph Conz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Magglingen (rechts).

Eine spürbare und wirksame Förderung des sportwissenschaftlichen Nachwuchses ist zentrales Anliegen der SGS – selbst wenn dafür kaum finanzielle Mittel zur Verfügung stehen; es gibt auch andere Formen der Unterstützung.

Die SGS hat auch von prominenten "Geburtshelfern" profitiert; wie BASPO-Direktor Matthias Remund (Mitte) oder Roland Seiler, Sportwissenschafter und Vize-Dekan der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern (rechts).

Natürlich ist mit der Neu-Lancierung der SGS auch die Hoffnung verbunden, dass sie die Schweizer Sportwissenschaft zu neuen, weiteren Horizonten und zu farbigen, vielseitigen Erkenntnissen führen wird…!